Eine Botschaft von oben

24. August 2022 : Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Heimkehrer oberhalb von Hirschfeld ein Friedenskreuz errichtet. Nun wurde es erneuert. Für Josef Förtsch, der das Grauen des Krieges selbst miterlebt hat, ist die Botschaft des Mahnmals aktueller denn je

Eine Botschaft von oben

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Heimkehrer oberhalb von Hirschfeld ein Friedenskreuz errichtet. Nun wurde es erneuert. Für Josef Förtsch, der das Grauen des Krieges selbst miterlebt hat, ist die Botschaft des Mahnmals aktueller denn je.

Es ist ein weithin sichtbares Mahnmal für den Frieden und die Versöhnung auf der Welt. Auf der Höhe am südlichen Ortsausgang von Hirschfeld steht ein neues acht Meter hohes Friedenskreuz, das von Mitgliedern der Soldaten- und Heimkehrerkameradschaft errichtet wurde. Der selbst ernannte „Stammtisch der Zwielichtigen“ hat vor wenigen Tagen für Wanderer und Spaziergänger zwei Sitzbänke gespendet. Am Sonntag, 28. August, folgt nun die feierliche Weihe des neuen Friedenskreuzes durch Bambergs Erzbischof Ludwig Schick.

Einer, der sich ganz besonders darüber freut, ist Gründungsmitglied Josef Förtsch. Für ihn, aber auch für die Mitglieder der Soldaten- und Heimkehrerkameradschaft sowie für die „Zwielichtigen“ ist es gerade in dieser Zeit, die von Krisen, Klimawandel und Kriegen geprägt ist, ein großes Anliegen, dass die Schrecken der beiden Weltkriege nicht vergessen werden.

Josef Förtsch ist der einzige noch lebende Zeitzeuge im Dorf, der den Zweiten Weltkrieg selbst miterlebt hat. Der 98-Jährige kam mit 17 Jahren zum Reichsarbeitsdienst nach Fürth. Hier lernte er, wie auch viele seiner Kameraden, den Umgang mit der Schaufel und weiteren Bauwerkzeugen. 1942 fuhren sie in Viehwaggons nach Kursk in Russland. Dort hoben sie beinahe täglich Löcher zum Campieren für die Soldaten aus. Häufig transportierten sie auch Bomben auf Hunten vom Munitionsplatz zum Flughafen.

Nach einem halben Jahr beim Reichsarbeitsdienst nahe Kursk wurden die jungen Soldaten nach Charkiw in der östlichen Ukraine transportiert und anschließend an die Front vor Stalingrad (nicht mit der sechsten Armee im Kessel zu verwechseln) gebracht. Ihm fiel auf, dass die deutschen Soldaten keinesfalls für den Winterkrieg vorbereitet waren. Zahlreiche Erfrierungen und Munitionsmangel demoralisierten ihn und seine Kameraden zusehends. Ihre Unterkünfte waren vollgestopft mit Kranken und Verwundeten. Josef Förtsch kann sich noch gut erinnern, als er in einem Sonnenblumenfeld plötzlich Russen gegenüberstand und sie vertreiben sollte.

In seinem Fall starrten sich die Gegner an und ließen die Gegenseite unbehelligt. Im Herbst wurde er nach Westfrankreich in die Normandie versetzt. Nach seiner Gefangennahme wurden er und weitere Soldaten mit Schiffen nach England gebracht. Nach 14 Tagen ging der Transport weiter nach Liverpool – und anschließend nach Amerika.

Über Holland und ein Lager bei Münster kehrte Josef Förtsch am 19. November 1948 in die Heimat zurück. Aus Dankbarkeit, die schreckliche Zeit als Wehrmachtssoldat überlebt zu haben, rief er mit weiteren Veteranen im Jahr 1954 die Heimkehrer-Kameradschaft ins Leben. Zu Ehre Gottes und als Dank errichtete der Verband ein Friedenskreuz, das unter großer Beteiligung der Bevölkerung von Pfarrer Kotz im August 1957 eingeweiht wurde. Josef Förtsch freut sich nun umso mehr, dass er die Weihe des neuen Friedenskreuzes miterleben darf. Ein Kreuz deshalb, weil es auch Hoffnung bedeutet. Und diese braucht macht heutzutage, meint er.

Über das neue Friedenskreuz und über die Sitzbänke freuen sich zudem der Vorsitzende der Soldaten- und Heimkehrerkameradschaft, Josef Baier, und Bürgermeister Thomas Löffler. 18 Soldaten wurden aus der Gemeinde im Zweiten Weltkrieg aus dem Leben gerissen, erzählt Josef Baier. 13 wurden vermisst.

Das neue Kreuz besteht nicht mehr – wie das erste – aus Holz. Wegen der Stabilität wurde Stahl als Baumaterial ausgewählt. Wenn das Mahnmal beleuchtet wird, ist es auch in der Dunkelheit zu erkennen. Mehr als 10 000 Euro wurden in das neue Friedenskreuz investiert. Die Mitglieder der Heimkehrer- und Soldatenkameradschaft haben zudem viele freiwillige Stunden geleistet, um für die folgenden Generationen das Mahnmal zu erhalten.

Die Mühen haben sich gelohnt, so Baier. Dass nun die Besucher des Kreuzes auf Ruhebänken nachdenken und innehalten können, sei hervorragend, meint auch Bürgermeister Thomas Löffler. Er dankt Josef Baier und seinen Mitgliedern der Soldaten- und Heimkehrerkameradschaft sowie den Zwielichtigen für ihr „bewundernswertes Engagement“. Sein Dank und auch der von Josef Baier gilt zudem der Sparkasse Kulmbach-Kronach, der Raiffeisen-Volksbank Oberfranken Mitte, der Oberfrankenstiftung sowie allen weiteren Spendern, die mit zur Finanzierung des Friedenskreuzes beigetragen haben.

Löffler weist zudem darauf hin, dass die Gemeinde den auf dem Areal befindlichen Bildstock habe restaurieren lassen. Das Friedenskreuz sowie das Areal soll ein starkes Zeichen für den Frieden sein. Es soll – nicht zuletzt auch durch den derzeit andauernden Krieg in der Ukraine – ins Bewusstsein gerückt werden, dass Frieden nicht selbstverständlich ist.

FEIER AM SONNTAG
Am Sonntag, 28. August, wird um 17 Uhr das Friedenskreuz durch Erzbischof Ludwig Schick im Rahmen eines Pontifikalamtes in der Marienkirche und einer anschließenden Prozession zum Friedenskreuz eingeweiht. Danach steht ein gemütliches Zusammensein mit den Frankenwaldmusikanten aus Windheim auf dem Programm. Vorher können sich die Besucher bei Kaffee und Kuchen im Festzelt auf das Ereignis einstimmen. Am Samstagabend stehen Bieranstich sowie eine Plattenparty mit DJ Josh im Festzelt auf dem Programm. vs

aus "Neue Presse Ausgabe Kronach" vom 24.08.2022