Der Rennsteig bekennt sich zur Windkraft

08. Dezember 2022 : In Ludwigsstadt, Tettau und Steinbach am Wald steht der Großteil der Bevölkerung hinter dem geplanten Energiepark. Das ergab eine Umfrage.

LUDWIGSSTADT/TETTAU/STEINBACH. Die Bürger der drei Kommunen Ludwigsstadt, Tettau und Steinbach am Wald haben sich klar für die Errichtung eines Wind- und Wasserstoffparks am Rennsteig ausgesprochen. Das ergab das Ergebnis einer Bürgerumfrage an 7346 stimmberechtigten Bürgern ab 16 Jahren. Abgegeben wurden 4046 Stimmzettel. Es sprachen sich 3434 (84,9 Prozent) Bürger für einen, und 612 (15,1 Prozent) gegen einen Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig aus.

„Das Projekt wird von einer breiten Bevölkerung getragen“, sagte der Ludwigsstadter Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD), der die Projekt-Federführung innerhalb drei Kommunen innehat. Er sprach von einem wichtigen Impuls für die Weiterentwicklung des Wind- und Wasserstoffparks. Sein Tettauer Kollege Peter Ebertsch (BfT) bezeichnete das Ergebnis als einen „großen Vertrauensvorschuss“ der Bevölkerung an die Politik, die nun darauf achten müsse, dass es auch bei den vorgesehenen 15 Windrädern bleibe.

Der Steinbacher Bürgermeister Thomas Löffler (CSU) bezeichnete die Bürgerbefragung als ein Novum. Die 85-prozentige Zustimmung sei mit einem klaren Arbeitsauftrag an die Kommunen verbunden. Der Knackpunkt werde nun sein, möglichst viel an Wertschöpfung in der Region zu halten. Timo Ehrhardt wies darauf hin, dass verschiedene Kriterien wie beispielsweise ein Zukunftsfonds, die Gemeinwohlabgabe an die am Windpark beteiligten Kommunen in Höhe von rund 600 000 Euro pro Jahr, eine Bürgerbeteiligung und später auch Gewerbesteuereinnahmen zur Wertschöpfung beitrügen. Das Ziel müsse nun die Etablierung des Parks sein.

Für Ebertsch ist das noch nicht ausreichend. Der Ball liege nun bei der möglichen Betreiberfirma CPC. Diese sei gefordert, ein tragfähiges Angebot zu erstellen. Und: „Die Bürger müssen vom günstigsten Strom profitieren.“ Im Februar 2023 ist eine Sitzung des Regionalen Planungsverbands geplant. Bis dahin wollen die Gemeinden ihren Antrag für die Ausweisung eines Windvorranggebiet am Rennsteig stellen. Wie berichtet, hat der Planungsverband eine schnelle Zustimmung für das Projekt zugesichert.

Die drei Bürgermeister mit ihren Gremien werden sich nun in den nächsten Wochen intensiv mit einem Betreibermodell auseinandersetzen müssen. Werden es die drei Kommunen sein oder die Firma CPC? Oder kommt eine Kooperation zwischen Kommunen, CPC, Industrie und Bürgern? Wenn ja, zu welchen Anteilen und Konditionen?

Zur Diskussion werde auch die Gemeinwohlabgabe stehen. Diese könnte durchaus, so Löffler und Ebertsch, von 0,2 Cent auf 0,4 oder gar auf zehn Cent angehoben werden. Zudem sollte eine direkte Einspeisung der erzeugten Windenergie über die bestehenden Stromleitungen zur Industrie ermöglicht werden.

Zu guter Letzt müsse noch die Finanzierung der 15, rund 250 Meter hohen, Windkraftanlagen geklärt werden. Schließlich gehe es um eine Investition von geschätzten 150 Millionen Euro.

Eine Beteiligung der Kommunen sei wünschenswert, aber ob sie die finanzielle Kraft dazu hätten, angesichts weniger werdender Steuereinnahmen, sei fraglich. Timo Ehrhardt brachte es anhand eines Beispiels auf den Punkt: Bei einer 30-prozentigen Beteiligung müssten die Kommunen 45 Millionen Euro aufbringen, bei einer Eigenkapitalquote von 15 Prozent wären dies 6,75 Millionen Euro. „Für die drei Rennsteiggemeinden wäre das eine große Herausforderung“, so Ehrhardt.

aus "Neue Presse Ausgabe Kronach" vom 08.12.2022