Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig

24. Mai 2022 : Das Interesse an der Infoveranstaltung war – ebenso wie zwei Tage zuvor in Ludwigsstadt – mit rund 200 Bürgern groß.

Windpark am Rennsteig

 

ENERGIE Auch bei der zweiten Infoveranstaltung zum möglichen Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig war mehrheitlich eine positive Stimmung zu verzeichnen.

 

VON VERONIKA SCHADECK

 

Steinbach — Das Interesse an der Infoveranstaltung war – ebenso wie zwei Tage zuvor in Ludwigsstadt – mit rund 200 Bürgern groß. Es war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Gemeinden Tettau und Steinbach. Wie bereits zu lesen war, geht es um die Errichtung von 15 jeweils 250 Meter hohen Windenergieanlagen am Rennsteig, die auf einer 1550 Hektar großen Planungsfläche zwischen Steinbach und Kleintettau entstehen sollen.

Berechnungen zufolge würden die Windkraftanlagen 300 Millionen Kilowattstunden pro Jahr an Energie erzeugen, bei einer CO2-Einsparung von 180.000 Tonnen. Eine Windkraftanlage mit einer Produktion von 20 Millionen Kilowattstunden würde, laut den Ausführungen von Eberhard Wulkow von der Betreiberfirma CPC-Germania, 5000 Vierpersonenhaushalte versorgen. Investiert werden sollen 100 Millionen Euro.

Bei den Bürgerfragen ging es unter anderem um Schall, Rückbau, Gemeinwohlabgabe und Einschnitt in das Landschaftsbild. 13 der Windkraftanlagen sind auf der Ludwigsstädter Flur und zwei auf der Tettauer Flur geplant. Ein Problem sei, so Wulkow, dass es sich bei dem gewählten Standort um einen sensiblen Natur- und Landschaftsraum handle. Die Behörden seien zwar grundsätzlich zur Unterstützung bereit, müssen aber ihre Vorschriften beachten.

Er setze seine Hoffnung auf das von Wirtschaftsminister Habeck initiierte Osterpaket, das die Verfahren für den Bau von erneuerbaren Energien vereinfachen soll. Demnach sollen unter anderem Windkraftanlagen künftig unter bestimmten Voraussetzungen in Landschaftsschutzgebieten erlaubt sein. Sollte dieses Gesetz Rechtskraft erlangen, könnte das ganze Verfahren beschleunigt werden.

Landschaftsbild am Rennsteig

Er sprach weiter von einem kostenaufwendigen Genehmigungsverfahren, in dem unter anderem Flora, Landschaftsbild und Co. unter die Lupe genommen und von unabhängigen Gutachtern geprüft werden. „Wir wollen keinen belasten und kein Tier töten.“

Aber klar sei auch, das Landschaftsbild am Rennsteig werde sich verändern. Bezüglich der Frage von Carl-August Heinz wegen Rückbau der Windenergieanlagen sprach Wulkow von einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren, die Verträge mit den Grundstückseigentümern seien für 30 Jahre ausgelegt. Durchaus könnten aber zwischenzeitlich einzelne Komponenten zurückgebaut beziehungsweise erneuert werden. Für einen vollständigen Rückbau sei der Nutzungsberechtigte verantwortlich, zudem werde eine Rückbaubürgschaft in Höhe von 150.000 Euro für jedes einzelne Windrad hinterlegt.

Wie der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt erläuterte, sei die geplante Fläche kein Windvorranggebiet. Daher sei im Rahmen eines Bauleitverfahrens die Gemeinde verantwortlich, in der die Anlagen stehen. „Wir sind uns aber einig, dass Ludwigsstadt, Tettau und Steinbach das Projekt gemeinsam voranbringen wollen – dazu wäre die Akzeptanz der Bevölkerung sehr hilfreich.“

Eine Erschwernis für die Windkraftanlagen sei zudem, dass die vorgesehenen Flächen sich im Naturpark Frankenwald befinden, zu dem der Landkreis Kronach und Teile der Landkreise Kulmbach und Hof gehören.

Rund 50 Prozent der Flächen müssen als Natur- und Landschaftsgebiete ausgewiesen sein, um in den Genuss von bestimmten Förderungen zu kommen. Durch den Verbrauch der Flächen mit Windkraftanlagen am Rennsteig käme man unter diese Grenze und der Status des „Naturparks Frankenwald“ wäre weg.

Carl-August Heinz erklärte, dass trotz Wind- und Solarparks weiterhin für die Sicherstellung der Grundlast ein Netz benötigt werde. Er betonte die Notwendigkeit, die Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Er erinnerte daran, dass die Glasindustrie vor rund 400 Jahren sich wegen des vorhandenen Holzes im Franken- und Thüringer Wald ansiedelte. „Die Glashütten wurden dort gebaut, wo es Energie gab. Wir sollen erst mal die Wertschöpfung in der Region erhalten. Alle wissen, was die Gemeinden und die Glasindustrie zum Einkommen des Landkreises einbringen.“

Aufteilung der Gewerbesteuer

Frank Hammerschmidt fragte nach der Aufteilung der Gewerbesteuer. Diese werde zu 90 Prozent an die Standortkommunen und zu zehn Prozent an den Sitz des Unternehmens fließen. Wulkow sprach weiter von einer Gemeinwohlabgabe von etwa 600.000 Euro pro Jahr. Alle Grundstückseigentümer sollen zudem eine Vergütung erhalten, die Gemeinden hätten einen höheren Anteil an der Einkommenssteuer.

Angesprochen wurde zudem die Gewinnung von grünem Wasserstoff am Rennsteig. Eine entsprechende Anlage mit einer Direktleitung sei im Gewerbegebiet in unmittelbarer Nähe zu Wiegand-Glas angedacht. Nicht nur die Unternehmen könnten profitieren, sondern auch die Haushalte und der öffentliche Nahverkehr.

Der Steinbacher Bürgermeister Thomas Löffler und sein Tettauer Kollege Peter Ebertsch betonten beide, dass man die Anliegen der Bürger ernst nehme. Sie reagierten damit unter anderem auf Liane Vetter, die sich um die Schallkulisse in Kehlbach sorgte, und auf Angela Wiegand, die eine zu nahe Bebauung an Steinbach befürchtet.

 

Aus „Fränkischer Tag Ausgabe Kronach“ vom 23.05.2022

 

 

 

Sorge ums Landschaftsbild

 

Der geplante Windpark am Rennsteig gefährdet den Status als „Naturpark Frankenwald“. Dennoch ist die Unterstützung groß, die Politik sucht nach Lösungen.

 

Veronika Schadeck

 

STEINBACH AM WALD. Auch bei der zweiten Informationsveranstaltung zum möglichen „Wind- und Wasserstoffpark am Rennsteig“ in der Rennsteighalle in Steinbach am Wald war eine mehrheitlich positive Zustimmung zu verzeichnen. Das Interesse war ebenso wie zwei Tage zuvor in Ludwigsstadt groß, rund 200 Bürger waren gekommen, um sich vor Ort über den Stand der Planung zu informieren und ihre Fragen direkt stellen zu können. Eingeladen hatten die Gemeinden Tettau und Steinbach.

Es geht es um die Errichtung von 15 jeweils 250 Meter hohen Windenergieanlagen am Rennsteig, die auf einer 1550 Hektar großen Planungsfläche zwischen Steinbach am Wald und Kleintettau entstehen sollen. Berechnungen zufolge würden die Windkraftanlagen 300 Millionen Kilowattstunden pro Jahr an Energie erzeugen, bei einer CO₂-Einsparung von 180 000 Tonnen. Eine Windkraftanlage mit einer Produktion von 20 Millionen Kilowattstunden würde, laut den Ausführungen von Eberhard Wulkow von der Betreiberfirma CPC-Germania, 5000 Vier-Personen-Haushalte versorgen. Investiert werden sollen 100 Millionen Euro.

Bei den Bürgerfragen ging es unter anderem um den Schall, Rückbau, Gemeinwohlabgabe und Einschnitt in das Landschaftsbild. 13 der Windkraftanlagen sind auf der Ludwigsstädter Flur und zwei auf der Tettauer Flur geplant. Ein Problem sei, so Wulkow, dass es sich „bei dem gewählten Standort um einen sensiblen Natur- und Landschaftsraum handelt“. Die Behörden seien zwar grundsätzlich zur Unterstützung bereit, müssen aber ihre Vorschriften beachten. Er setze seine Hoffnung auf das von Wirtschaftsminister Robert Habeck initiierte Osterpaket, das die Verfahren für den Bau von Erneuerbaren Energien vereinfachen soll. Demnach sollen unter anderem Windkraftanlagen künftig unter bestimmten Voraussetzungen in Landschaftsschutzgebieten erlaubt sein. Sollte dieses Gesetz Rechtskraft erlangen, könnte das ganze Verfahren beschleunigt werden.

Er sprach weiter von einem kostenaufwendigen Genehmigungsverfahren, in dem unter anderem Flora und Landschaftsbild unter die Lupe genommen und von unabhängigen Gutachtern geprüft werden. „Wir wollen keinen belasten und kein Tier töten“. Aber klar sei auch, das Landschaftsbild am Rennsteig werde sich verändern.

Bezüglich der Frage von Carl-August Heinz wegen Rückbau der Windenergieanlagen, sprach Wulkow von einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren, die Verträge mit den Grundstückseigentümern seien für 30 Jahre ausgelegt. Durchaus könnten aber zwischenzeitlich einzelne Komponenten zurückgebaut beziehungsweise erneuert werden. Für einen vollständigen Rückbau sei der Nutzungsberechtigte verantwortlich, zudem werde eine Rückbaubürgschaft in Höhe von 150 000 Euro für jedes einzelne Windrad hinterlegt.

Wie der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt erläuterte, sei die geplante Fläche kein Windvorranggebiet. Daher sei im Rahmen eines Bauleitverfahrens die Gemeinde verantwortlich, auf der die Anlagen stehen. „Wir sind uns aber einig, dass Ludwigsstadt, Tettau und Steinbach das Projekt gemeinsam voranbringen wollen – dazu wäre die Akzeptanz der Bevölkerung sehr hilfreich“.

Eine Erschwernis für die Windkraftanlagen sei zudem, dass die vorgesehenen Flächen sich im Naturpark Frankenwald befinden, zu dem der Landkreis Kronach und Teile der Landkreise Kulmbach und Hof gehören. Rund 50 Prozent der Flächen müssen als Natur- und Landschaftsgebiete ausgewiesen sein, um in den Genuss von bestimmten Förderungen zu kommen. Durch den Verbrauch der Flächen mit Windkraftanlagen am Rennsteig käme man unterhalb dieser Grenze, der Status des „Naturparks Frankenwald“ wäre weg. Die Politik suche nun nach Lösungen.

Carl-August Heinz erklärte, dass trotz Wind- und Solarparks weiterhin für die Sicherstellung der Grundlast ein Netz benötigt werde. Er betonte die Notwendigkeit, die Energieversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Er erinnerte daran, dass die Glasindustrie vor rund 400 Jahren sich wegen des vorhandenen Holzes im Franken- und Thüringer Wald angesiedelt hat. „Die Glashütten wurden dort gebaut, wo es Energie gab. Wir sollen erst mal die Wertschöpfung in der Region erhalten. Alle wissen, was die Gemeinden und die Glasindustrie zum Einkommen des Landkreises einbringen.“

Frank Hammerschmidt fragte nach der Aufteilung der Gewerbesteuer. Diese werde zu 90 Prozent an die Standortkommunen und zu zehn Prozent an den Sitz des Unternehmens fließen. Wulkow sprach weiter von einer Gemeinwohlabgabe von etwa 600 000 Euro pro Jahr. Alle Grundstückseigentümer sollen zudem eine Vergütung erhalten, die Gemeinden hätten einen höheren Anteil an der Einkommenssteuer.

Angesprochen wurde zudem die Gewinnung vom grünem Wasserstoff am Rennsteig. Eine entsprechende Anlage mit einer Direktleitung sei im Gewerbegebiet in unmittelbarer Nähe zu Wiegand-Glas angedacht. Nicht nur die Unternehmen könnten profitieren, sondern auch die Haushalte und der öffentliche Nahverkehr. Wulkow gab aber auch bedenken, dass grüner Strom nicht ständig vorhanden sei, daher sollten alle Kräfte gebündelt werden, sei es mit einem gemeinsamen Leitungsnetz, Umspannwerk und der Einbindung der Potenziale von Fotovoltaikanlagen.

Jederzeit sei er für Fragen offen, diese können auch an die Rathäuser gerichtet werden. Bürgerfragestunden und weitere Info-Veranstaltungen können auf Wunsch und nach Bedarf folgen.

Der Steinbacher Bürgermeister Thomas Löffler und sein Tettauer Kollege, Peter Ebertsch, betonten beide, dass man die Anliegen der Bürger ernst nehme und bei der Standortauswahl der einzelnen Windkraftanlagenstandorte im Planungsgebiet berücksichtigen wolle. Sie reagierten damit unter anderem auf Liane Vetter, die sich um die Schall-Kulisse in Kehlbach sorgte und auf Angela Wiegand, die eine zu nahe Bebauung an Steinbach befürchtete. „Wir werden in keiner Weise Anträge abgeben, von denen wir im Vorfeld wissen, dass wir mit Schatten und Geräuschkulisse Probleme bekommen könnten“, versichert Wulkow.

Für Anke Weiß steht fest, dass die Region auf grüne Energie angewiesen sei, denn „es nützt nichts, wenn wir keine Arbeitsplätze mehr haben“. Im Norden von Deutschland sei alles voll mit Windrädern und trotzdem sei es eine sehr beliebte Urlaubsregion.

 

Aus „Neue Presse Ausgabe Kronach“ vom 23.05.2022